Zwei natürliche Personen sind zu je 50 % an einer GbR beteiligt. Die GbR ist gewerblich tätig, Sollversteuerer in der Umsatzsteuer und Bilanzierer. Aufgrund von unterschiedlicher Leistungserbringung sowie Krankheit eines Gesellschafters haben sich die Gesellschafter einvernehmlich für die letzten beiden Geschäftsjahre auf eine von der Beteiligung abweichende Gewinnverteilungsquote verständigt, die dem jeweiligen Anteil am wirtschaftlichen Ergebnis entsprechen soll. Mit dem 31.12.2022 tritt der „leistungsschwächere“ Gesellschafter aus der Gesellschaft aus. Sein Kapitalkonto ist aufgrund von zu hohen Entnahmen gegenüber dem ihm zustehenden Gewinnanteil negativ. Die Gesellschafter haben sich auf eine Abfindung in Höhe der Hälfte des Zeitwerts des Sachanlagevermögens geeinigt. Sein Kapitalkonto muss er gemäß Auskunft nicht ausgleichen. Meines Erachtens kommt es durch den Austritt des Gesellschafters zu einer Anwachsung seines Gesellschaftsanteils bei dem verbleibenden Gesellschafter, der im Zuge der Gesamtrechtsnachfolge das Unternehmen als Einzelunternehmer fortführt. In Höhe des Differenzbetrags zwischen Abfindung und negativem Kapitalkonto hat der Ausscheidende einen Veräußerungsgewinn zu versteuern, der grundsätzlich nach §§ 16, 34 EStG begünstigt ist. Der Fortführende kann zu Buchwerten fortführen, muss die Vermögenswerte aber in Höhe des Differenzbetrags zwischen Abfindung und Übernahme des negativen Kapitalkontos in seiner Steuerbilanz aufstocken. Da in den Wirtschaftsgütern keine ausreichenden stillen Reserven erkennbar und nach den Parteien vereinbart worden sind, ist ein Restwert als Geschäfts- oder Firmenwert über 15 Jahre abzuschreiben. Liege ich richtig? Was übersehe ich ggf.? Besteht eine zivilrechtliche Verpflichtung zum Ausgleich des negativen Kapitalkontos?