Der 60-jährige Mandant hat einen Handwerksbetrieb. Der Handwerksbetrieb ist seit Jahren defizitär. Im Betriebsvermögen befindet sich ein wertvolles Grundstück mit einem Verkehrswert von ca. 3 Mio. €. Der Mandant beabsichtigt, das Grundstück zum 1.11.2022 zu veräußern (Übergang Nutzen und Lasten). Die Veräußerung soll an den bisherigen Pächter erfolgen, der seinerseits ein Betriebsgebäude (Schnellrestaurant) auf dem Grundstück errichtet hat (nicht wesentlicher Bestandteil). Die Vermietung erfolgt umsatzsteuerpflichtig. Gleichzeitig beabsichtigt der Mandant, seinen Gewerbebetrieb zum 1.1.2023 zu veräußern (Kaufpreis kleiner 150 T€) oder, sofern kein Käufer gefunden wird, einzustellen. Die Veräußerung erfolgt an eine dritte Person. Der Mandant möchte im Rahmen der „Betriebsaufgabe“ die steuerlichen Vergünstigungen nach § 34 Abs. 3 EStG (56 % des Durchschnittsteuersatzes) in Anspruch nehmen. Insgesamt besteht ein Negativkapital in Höhe von ca. 1,2 Mio. €. Fragen: Liegt aufgrund der zeitlichen Diskrepanz zwischen Veräußerung des Grundstücks und Einstellung des Betriebs insgesamt eine begünstigte Betriebsaufgabe – ohne Gewerbesteuer – vor? Die Veräußerung des Grundstücks würde zu einem Zeitpunkt erfolgen, in dem der Betrieb noch werbend tätig ist. Ist es für die Vergünstigung relevant, dass ggf. eine Veräußerung des Betriebs an eine dritte Person erfolgt? Gilt die Sechs-Monats-Frist uneingeschränkt? Ist die Reihenfolge der Veräußerung (zuerst Grundstück, dann Rest-Betrieb) entscheidend? Muss die beabsichtigte Aufgabe des Betriebs im Hinblick auf die Konstellation dem Finanzamt zuvor angezeigt werden? Muss das Grundstück vor Veräußerung ggf. aus dem Betriebsvermögen (Überführung ins Privatvermögen) für eine Vergünstigung entnommen werden? Ist die Veräußerung des Grundstücks umsatzsteuerpflichtig? Oder gilt die Befreiung nach § 4 Abs. 12 UStG?