Wir begleiten eine Mandantin. Diese hat von ihrem leiblichen Großvater ein Vermögen in Höhe von etwa 1.000.000 € geerbt. Sie wurde im Testament ihres leiblichen Großvaters als Alleinerbin bestimmt. Die Besonderheit der Situation liegt darin, dass sie zwar leibliche Enkelin des verstorbenen Großvaters ist, aber wohl nicht im erbrechtlichen Sinne, denn ihr Vater, zu dem sie keinerlei Kontakt mehr hat, wurde mit 14 Jahren als Minderjähriger von anderen Eltern adoptiert. Die Anwältin unserer Mandantin hat bereits in Erfahrung gebracht, dass in Folge der Minderjährigenadoption wohl das Verwandtschaftsverhältnis zum leiblichen Vater gekappt wurde und er nicht mehr als Kind des Vaters im erbrechtlichen Sinne gilt, er folglich auch keinerlei Pflichtteilsansprüche gegen unsere Mandantin geltend machen könnte. Nun stellt sich die Frage nach der Höhe des erbschaftsteuerlichen Freibetrags. Wir denken, dass durch die Unterbrechung der verwandtschaftlichen Linie durch die Minderjährigenadoption des Vaters keine Verwandtschaft im erbrechtlichen Sinne zwischen der leiblichen Enkelin und dem Großvater besteht. Folglich denken wir, dass nicht der Freibetrag in Höhe von 200.000 € für die Enkelin zur Anwendung kommt, sondern die Enkelin als „fremde Person“ mit einem Freibetrag in Höhe von nur 20.000 € und nach Steuerklasse III erbrechtlich zu beurteilen ist. Wie sehen Sie die Rechtslage? Gibt es hier Urteile, die vielleicht doch ermöglichen, den Freibetrag in Höhe von 200.000 € zu nutzen? Die Enkelin hatte zu ihrem leiblichen Großvater ein sehr enges persönliches Verhältnis.