Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten um die Unterstützung bei der Beurteilung folgender umsatzsteuerlicher Fragestellung: Unsere Mandantin ist als Musikerin für Veranstaltungen buchbar und zusätzlich in ihrer freien Zeit auch online künstlerisch/musikalisch unterwegs. Unter anderem ist sie auf der Plattform Tiktok aktiv und erhält dort während ihrer musikalischen Live-Auftritte Geschenke/Spenden in Form von Tiktok Coins. Das Finanzgericht Düsseldorf sieht in seinem Urteil vom 4.3.2022 – 1 K 2812/19 U in dieser freiwilligen Geldzuwendung einen umsatzsteuerpflichtigen Leistungsaustausch. Begründet wird dies damit, dass anders als bei einem Straßenmusiker, dessen musikalische Darbietung von den Passanten nicht zielgerichtet gesucht wird (und bei dem die Motivation des Zuhörers zur Spende daher ungewiss ist), der Nutzer der Plattform im FG-Urteil gezielt den Kanal des Streamers aufgesucht hat. Unsere Mandantin hat als Musikerin zwar bei Tiktok einen festen Account, über den sie in der Suchfunktion auch gefunden werden kann. Der überwiegenden Mehrheit der Nutzer wird jedoch zufällig bzw. gesteuert über den Algorithmus von Tiktok ein Video bzw. ein Live-Auftritt unserer Mandantin angeboten. Aufgrund der bewussten Annahme des Vorschlages sieht das Finanzgericht Düsseldorf allerdings wohl auch diese Variante als zielgerichtete eigene Entscheidung an und kommt hinsichtlich der Spenden zu einer Gegenleistung und somit zur Umsatzsteuerpflicht. Unsere Frage: Gibt es derzeit insbesondere bezogen auf Spenden bei Tiktok während unregelmäßig stattfindender musikalischer Live-Veranstaltungen andere laufende Verfahren oder herrschende Literaturmeinungen, die als Argumentation gegen einen umsatzsteuerlichen Leistungsaustausch verwendet werden können?