Unsere Mandantin, eine natürliche Person I, ist zu 100 % an der deutschen P-GmbH mit Sitz und Geschäftsleitung in Deutschland beteiligt. I ist im Jahr 2019 von Deutschland nach Belgien verzogen (alte Rechtslage!). Zu diesem Zeitpunkt hat sie 50 % der Anteile an der GmbH gehalten. Die restlichen 50 % wurden nach Umzug nach Belgien hinzuerworben. § 6 AStG ist unstreitig erfüllt, und das Finanzamt möchte nun den Einkommensteuerbescheid 2019 ändern, den Gewinn nach § 17 EStG festsetzen und die Einkommensteuer (wegen Umzugs innerhalb der EU) zinslos stunden. Die Gesellschaft wird voraussichtlich noch in diesem Jahr liquidiert werden. Die Gesellschaft rechnet bei Abschluss der Liquidation mit einem Bilanzgewinn von ca. 100.000 €. Fragen: 1. Gilt die Schlussauskehrung des Bilanzgewinns als Dividende, so dass Art. 10 des DBA Deutschland-Belgien einschlägig ist und Deutschland ein (beschränktes) Besteuerungsrecht hat? 2. Die Anschaffungskosten für die Anteile betrugen 25.000 € und entsprechen damit dem Kapital, dass bei Abschluss der Liquidation an I zurückfließen wird. Bedeutet dies, dass der Gewinn nach § 17 Abs. 4 EStG 0 € ist? 3. Stammkapital und Bilanzgewinn von 125.000 € (siehe oben) sind weniger als das, was das Finanzamt im Rahmen der Bewertung der Anteile für das Jahr 2019 ansetzt. Falls die Anteile bei Liquidationsende also einen geringeren Wert haben, als das Finanzamt nun für 2019 ansetzt: Kann/wird der übersteigende Betrag im Rahmen des § 6 AStG erlassen? Dies gilt meines Erachtens umso mehr, falls Deutschland auch noch an der Schlussauskehrung als Dividendenzahlung partizipiert (wenn dem so ist).